Regelmäßiger Pilzkonsum fördert die Gesundheit, beugt vor und heilt
Krankheiten. Wegen der vielfältigen Nährstoffe und Heilkräfte nehmen
immer mehr Menschen das „Fleisch des Waldes“ als Frischpilz, Extrakt
oder in Tablettenform zu sich. „Wer Pilze isst, lebt länger“, sagt der
Kölner Pilzforscher Prof. Dr. Dr. h. c. Jan I. Lelley (69). Sein Buch „Die
Heilkraft der Pilze“ ist in vierter, neu bearbeiteter Auflage soeben
erschienen.
Pilze sind Lelley zufolge wegen ihres geringen Kaloriengehalts und ihres
Reichtums an Vitaminen und Ballaststoffen (Chitin, Hemizellulose)
wertvolle Nahrungsmittel mit rund 100 Geschmackskomponenten. Die
Heilkräfte rühren von Vielfachzucker- und Kohlenstoffverbindungen sowie
anderen Inhaltsstoffen her. Zu den wichtigsten Kulturspeisepilzen zählen
Austernpilz, Shii-take und Kulturchampignons. Trotz des beachtlichen
kulinarischen Wertes seien Pilze eine hervorragende Diätspeise, rät der
Pilzexperte. Sie enthielten nicht mehr als 20 bis 40 Kalorien in 100
Gramm. Demnach seien 100 g Frischpilze, auf den Energiegehalt bezogen,
mit nur 3 bis 4 g Fett oder 6 bis 8 g Kohlehydraten bzw. Eiweiß
gleichzusetzen.
Pilze enthalten laut Lelley wenig Glukose und eignen sich gut für den
Speiseplan bei Diabetes, sie sind salzarm und deshalb gut für Menschen
mit Bluthochdruck. Pilze enthalten wichtige Spurenelemente (Eisen,
Kupfer, Zink und Selen) sowie wertvolle Mineralien wie Kalium und
Phosphor. Jeder Bundesbürger isst jährlich rund 3 kg Speisepilze.
Wachsender Markt als Nahrungsergänzungsmittel
Die Nachfrage nach Pilzen mit Heilkraft steigt laut Lelley auch in
Deutschland. Immer mehr Heilpraktiker und Ärzte für Naturheilverfahren
setzen auf die Heilkraft der kleinen Köpfe. Pilzfruchtkörper und das
Wurzelgeflecht werden nach den neuesten Erkenntnissen von
Biotechnologen kultiviert und in großem Stil zu Nahrungsergänzungsmitteln
in Pulver- und Kapselform weiterverarbeitet. Der Umsatz mit den so
genannten „mushroom nutriceuticals“ liege in Deutschland mit 3 Millionen
Euro jährlich noch weit hinter den USA (ca. 9 Mrd. Euro), schätzt der
Pilzexperte. Die Nachfrage steige aber.
Als wichtigsten Vertreter der Vitalpilze nennt der Pilzforscher den
„Glänzenden Lackporling“, der wegen seines bitteren Geschmacks als
Speisepilz ungeeignet ist. Der auch als „Reishi“ bekannte Heilpilz werde
getrocknet, geraspelt oder pulverisiert in Tablettenform eingenommen. Er
sei seit ca. 3.000 Jahren bekannt und habe ein breites Wirkspektrum, so
der Mykologe. Der Pilz sei in China zur Behandlung chronischer Gelbsucht,
von Nierenentzündungen, Bluthochdruck, Gelenkentzündungen,
Schlaflosigkeit, Bronchitis, Asthma und Magengeschwüren verabreicht
worden. „Chinesen nutzen den Pilz zur Gewichtsreduzierung und Erhöhung
der Lebenserwartung“, weiß Lelley.
Die Heilkraft des Kulturchampignons liegt in seinem hohen Nährwert, der
den Organismus stärkt und hilft, Krankheiten vorzubeugen. Der geringe
Kaloriengehalt hilft bei Gewichtsreduktion. Der Champignon stärke
außerdem das Immunsystem und helfe bei Brust- und Prostatakrebs
durch Hormonhemmung. Getrocknete Austernpilze werden in der
traditionellen chinesischen Medizin (TCM) zur Stärkung der Venen und
Entspannung der Sehnen verabreicht. Austernpilze helfen nach Angaben
von Lelley ebenfalls bei der Gewichtsabnahme, gelten als Radikalenfänger
und Bakterienhemmer und regulieren den Blutfettgehalt. Als weitere
Heilpilze gelten der Shii-take, der Maitake und der Brasil Egerling. Sie
unterstützen die Immunabwehr des Menschen und werden als Ergänzung
von Krebstherapien empfohlen.
Fallbeispiele Zahlreiche Heilpraktiker und Ärzte für Naturheilverfahren setzen auf das
Heilmittel „Pilz“. Im Rahmen einer Mykotherapie würden Pilzextrakte und
Mischungen von Extrakten verabreicht. Pilze werden nach den
Erkenntnissen von Lelley zur Begleitung bei Chemotherapien eingesetzt.
Eine 62-jährige Patientin vertrug nach Einnahme von Maitake-Extrakten
die Chemotherapie ohne Beschwerden. Übelkeit und Haarausfall stoppen,
sie erholte sich schnell von der Chemotherapie und fand wieder
Lebensmut. Gegen die chronische Müdigkeit, Gereiztheit und
Leistungsschwäche einer 27-jährigen zweifachen Mutter setzte ein Arzt
auf Shii-take-Tabletten. Nicht nur die Müdigkeit, auch das leichte
Übergewicht verschwand.
Pilze gebührend hervorheben
„Ich will die Großpilze auf den ihnen gebührenden Platz stellen“, sagt Lelley
zum Anliegen seines Buches. Auf 272 Seiten wird die Bedeutung der Pilze
als gesunde Nahrung und ihre mögliche Rolle in der Krankheitsvorbeugung
ebenso behandelt wie ihre Heilkraft. Lelley stellt zwölf besonders
bevorzugte Pilzarten mit Heilkraft vor, darunter so klangvolle Namen wie
Eichhase, Igelstachelbart, Judasohr oder Schmetterlingsporling.
Buch-Info: Prof. Dr. Jan I. Lelley: Die Heilkraft der Pilze: Wer Vitalpilze einnimmt, lebt länger,